PROJEKTREPORTAGE

Haus für Kinder

Meck Architekten, München

Foto: Simon Menges

Verkleidete Kinder, ungeschminkte Kita

  • Text: Therese Mausbach
  • Fotos: Simon Menges

Mit Marmelade gefüllte Krapfen glänzen in der Auslage der Bäckerei. Es ist Rosenmontag, als Axel Frühauf von Meck Architekten mit mir ins östliche Einzugsgebiet von München aufbricht, um das von seinem Büro im letzten Herbst fertiggestellte „Haus für Kinder“ in Kirchseeon zu besichtigen.

Nach einer halben Stunde Fahrt ist von der B304 aus – der stark frequentierten Verbindung zwischen München und dem hiesigen Kreis Ebersberg – die weitgehend geschlossene Nordfassade der Kita zu sehen. Die Nähe zur verkehrsreichen Straße und der damit einhergehende Lärmpegel zählen zu den Gründen, weshalb die Bauherrschaft von der ursprünglich komplett als Holzrahmen gedachten Konstruktion auf einen kostengünstigeren Hybrid mit massiven Abschnitten umschwenkte.

Die vertikale Leistenschalung aus naturbelassenem Lärchenholz ist noch der Ursprungsidee entlehnt und bildet eine einheitliche Verkleidung für die Bauteile aus Fertigbeton, die in einem ortsansässigen Werk produziert wurden. Zurückhaltend rahmen die zwei Trakte des neuen Gebäudes das in historisierendem Stil auftretende Gemeindehaus. Frühauf betont, dass Architektur nie losgelöst vom baulichen Kontext sein darf. Die kuriose Villa nebenan ist nicht die einzige Gegebenheit, auf die Meck Architekten Acht gaben. Das aus zwei gegeneinander versetzten Rechtecken geformte Grundstück grenzt zur Ostseite an den Gartenweg, im Westen verläuft die Münchner Straße. Die vollständige Ummauerung des Geländes erlaubt das schallgeschützte Spiel im Freien in zwei vorgelagerten Höfen und nutzt so das 2300 Quadratmeter große Grundstück vollständig aus. Herausfordernd für die Planung war vor allem die Hanglage des Standortes: In Richtung Gartenweg weist das Grundstück eine Steigung von 3,70 Meter auf. Der Bau macht sich die Schräglage zu eigen, indem er zwei unabhängige Eingänge auf verschiedenen Geschossen hat. So kommen und gehen die Kindergartenkinder an der Münchner Straße, die Krippenkinder über den Gartenweg. Die getrennten Zugänge fügen sich im Inneren zu einem durchgesteckten Foyer zusammen, das durch einen Treppenaufgang die Grundstückssteigung aufnimmt und so die beiden Empfangszonen zwar entzerrt, aber nicht isoliert.

Krippenkinder gelangen über den Gartenweg in das Gebäude. Die Ummauerung zur Bundesstraße schützt vor dem starken Lärm und Verkehr.

Das Variieren mit unterschiedlichen Höhen und Tiefen setzt sich im Gebäude fort. Auf beiden Zugangsseiten fassen längliche Pavillon-Vorbauten die dahinterliegenden, von lohrer.hochrein gestalteten Außenspielflächen und nehmen die volle Länge der Haupttrakte auf. Die ursprünglich erwogenen Spiel- und Klettergelegenheiten wichen unverhältnismäßig vielen Pkw- Stellplätzen für die Mitarbeiter, und auch die erhoffte Grünflächenerweiterung blieb aus. Die beiden Höfe, nun etwas komprimiert, sind in Richtung Süden miteinander verbunden, wo Spielgeräte aus dem Gefälle eine Rutsche machen. Die Gruppenräume sind entlang der Außenanlagen angeordnet und mit bodentiefen Fenstern versehen. In den oberen Etagen können sich die Kinder auf den Laubengängen oder in den breiten Fensterlaibungen aus Holz niederlassen. Der Mehrzweckraum im ersten Obergeschoss kann mithilfe beweglicher Holzwände bis zum Foyer für Veranstaltungen oder Versammlungen erweitert werden.

Das Foyer auf der Gebäudeseite zur Münchener Straße bildet den Empfangsbereich für die Kindergartenkinder. Oben angelangt befindet sich ein Aufenthaltsraum mit flexiblen Holzwänden, der Veranstaltungen möglich macht.

Aufgeweckt schwirren die Kleinen in selbstgebastelten Karnevalskostümen umher. Sie feiern Fasching und ihr buntes Treiben erobert die bewusst reizreduziert gestalteten Räumlichkeiten. Weiße Vorhänge schaffen in den Gemeinschaftsbereichen eine angenehme Raumakustik, sorgen entlang der Fenster für Sonnenschutz, sind mitten im Zimmer als Raumteiler angebracht und eignen sich nicht zuletzt als Versteck. Flächen aus Massivholz und Holzwolle sowie Böden mit Linoleumbelag und Jurakalk kontrastieren den Sichtbeton. Sieben Jahre hat die Realisierung des Projekts seit dem Wettbewerbssieg gedauert. Bis dahin war die Kinderbetreuung der Johanniter provisorisch auf einem Parkplatz in aufgestellten Containern untergebracht. Die misslichen Planungen und Kalkulationen rund um das Projekt vonseiten der Gemeinde zogen sich über Jahre hin, während die Nachfrage an Kitaplätzen immer weiter zunahm. So sind die Container noch immer in Gebrauch; wenigstens können die hier betreuten Kinder auch von den neuen Außenflächen profitieren.

Meck Architekten haben bereits einige Bauvorhaben für verschiedene Gemeinden insbesondere in Oberbayern realisiert. Das den Dorfkern stärkende Rathaus für Maithenbeth ist derzeit im DAM ausgestellt. Für das Kirchenzentrum in Poing, das unweit von Kirchseeon zum Kreis Ebersberg gehört, gewann das Münchner Büro 2019 die große Nike, den Architekturpreis des BDA. Aktuell arbeitet das Team unter anderem an der Erweiterung für das Carl-Orff-Museum in Dießen am Ammersee, an diesem Entwurf war der zu jung verstorbene Mitbegründer Andreas Meck noch beteiligt. Seit 2019 führt sein Büropartner Axel Frühauf das Büro in dessen Namen weiter. Der Bau in Kirchseeon überzeugt mit Einfühlungsvermögen für den Ort und die rund hundertzwanzig Kinder, denen er Platz bietet. Es ist ein beständiges Gebäude entstanden ohne künstliche Verniedlichungen. Oder um beim Karneval zu bleiben: Ob geschminkt oder mit Schellenkappe, dass Menschen sich zum Narren machen, kann passieren, doch Architektur muss sich nicht maskieren.

Produktinformation
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Architekten

meck architekten

meck-architekten.de

Kellerstraße 39, 81667 München

Das Büro Meck Architekten ist in München ansässig. Mit einem Team aus 20 Mitarbeitern unter der Leitung von Axel Frühauf realisieren sie Projekte in allen Größenordnungen. Meck Architekten suchen bei ihren Projekten nach der richtigen Balance zwischen Funktionalität und Gestaltungsqualität. Durch den Einsatz von Licht, Material und Farbe sollen die Räume überraschen. Eine Schwerpunktsetzung in Bauaufgaben lehnt das Büro ab. Es sind bereits Wohnbauten, Bildungsbauten, bis hin zu Sakralbauten und öffentliche Gebäude entstanden.

Projekte (Auswahl)

2021 Studentisches Wohnen im Quartier der Generationen am Baakenhafen, Hamburg
2018 Kirchenzentrum Seliger Pater Rupert Mayer, Poing
2005 Bauhaus Universität Bibliotheks- und Hörsaalgebäude, Weimar

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